Adblocker – wo liegt eigentlich das Problem?

Immer mehr Nutzer setzen auf Adblocker, die das Laden von Werbung aber auch von Tracking-Pixeln unterbinden. Wahlweise gibt es die als Plugin für gängige Browser, als Zusatz-Software oder als Netzwerk-weite Lösung beispielsweise in Form des Pi-Hole, das als DNS-Server fungiert.

Problematisch ist das natürlich insbesondere für Webseite, die Ihre Einnahmen durch Werbung generieren. Insbesondere Zeitungen und Zeitschriften stellen viele Inhalte kostenlos zur Verfügung – finanziert durch Werbung. Mit einem Adblocker kann man diese Seite besuchen ohne Werbung angezeigt zu bekommen, der Ersteller der Inhalte geht leer aus.

Doch warum sind Adblocker so beliebt? Das bisschen Werbung kann man doch durchaus verkraften, im Austausch für interessante Berichte und Inhalte.

Zahlen bitte!

In der folgenden Tabelle habe ich mal die Ergebnisse eines kleinen Test zusammengestellt – der Besuch einer Seite mit und ohne Adblocker. Zum Einsatz kommt ein Pi-Hole mit diversen Filterlisten, die Tabelle zeigt die Anzahl der geladenen Ressourcen und deren Umfang. Jeweils eine Seite aus den Bereichen Onlineportal, Tageszeitung, Magazin und Forum wurde getestet.

mit Adblockerohne Adblocker
Onlineportal98 Ressourcen mit 4,3MB533 Ressourcen mit 9,9MB
Tageszeitung90 Ressourcen mit 3,0MB176 Ressourcen mit 6,8MB
Magazin128 Ressourcen mit 5,0MB571 Ressourcen mit 13,8MB
Forum200 Ressourcen mit 6,6MB510 Ressourcen mit 12,9MB

In diesem Umfang hätte ich das auch nicht erwartet, im Durchschnitt ist der Großteil der Anfragen die durchs Netz gehen für Werbung und Tracking, an den obigen Beispielen teilweise ein mehrfaches der für die Seite erforderlichen Aufrufe. Auch das übertragene Datenvolumen geht mehr zu Lasten von Werbebannern und Skripten den zum effektiven Inhalt der Seite.

Mit Adblocker laden Seiten also zum einen deutlich schneller und zum anderen spart man Datenvolumen in nicht unerheblichem Umfang. Auch die Anzahl der Aufrufe an externe Trackingsystem reduziert sich dramatisch, was natürlich der Ladezeit zugute kommt – nicht zuletzt aber auch der Privatsphäre. Jedes Script das nicht geladen wird, muß natürlich auch nicht ausgeführt werden, dadurch reduziert sich die CPU-Last im Browser deutlich.

Verständnis ist gefragt

Sowohl von den Seitenbetreibern als auch vom Nutzer. Über die letzten Jahre ist der Werbemarkt immer mehr gewachsen und immer neue Platzierungen wurden auf den Seiten geschaffen um noch mehr Werbeplätze anbieten zu können. Die Werbenetzwerke schürten diesen Trend, indem Restriktionen gelockert wurden um noch mehr Werbeeinnahmen zu generieren. Ich erinnere mich noch an Zeiten als 3 Werbeplätze pro Seite als Maximum vom Werbenetzwerk vorgegeben wurden (zählen Sie mal auf aktuellen Webseiten) oder als die Größe von Werbebannern auf 40kB beschränkt war. Natürlich läßt der technische Fortschritt und die wachsende Bandbreite der Internetzugänge heute mehr zu, aber bei den oben angeführten Zahlen fehlt die Verhältnismäßigkeit.

Wer seine Umsätze mit Werbeeinnahmen generiert sollte auch an den Nutzer denken – im Gegenzug sollten Nutzer ihre Wertschätzung für die Ersteller von Inhalten zum Ausdruck bringen, indem Sie deren Einnahmemodell unterstützen.

Ebenso sollten Werbenetzwerke die Einbindung Ihrer Werbung genauer prüfen und Bannerwüsten verhindern. Auch die Kontrolle über die ausgelieferten Werbemittel muß besser werden um Performance und Datenvolumen zu schonen. Ein erster Schritt ist das Better Ads Programm, oder das Blockieren von sogenannten Heavy Ads in Chromium.

Und der Werbetreibende?

Natürlich ist die Nachfrage nach Werbeplätzen hoch, dementsprechend wird für das passende Angebot gesorgt. Für Werbetreibende würde eine Reduktion der Werbeplätze aber auch Vorteile bringen. Die „Banner Ad Fatigue“, also die Bannermüdigkeit ist verbreitet, durch die allzeit präsente Werbung blenden Nutzer viele Banner aus – ein reduziertes Banneraufkommen würde hier Abhilfe schaffen.
Auch Wettbewerb und Brand Safety sind hier ein Thema – bei 4-5 gleichzeitig sichtbaren Werbebannern auf einer Seite (keine Seltenheit) ist schwer zu sagen in welchem Umfeld man mit seiner Werbung auftaucht. Vielleicht hat der direkte Mitbewerber den Bannerplatz nebenan, oder der wird von einem Thema besetzt, mit dem man seine Marke nicht in Verbindung bringen will.

Auch für Werbetreibende ist weniger also mehr.

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